Ortsverein
Eilshausen


Dieter Nolting ist seit acht Jahren trocken. Das Blaue Kreuz hilft ihm, seine Suchterkrankung im Griff zu behalten.
Dieter Nolting erzählt seine Geschichte und spricht über die Bedeutung des Blauen Kreuzes für Suchtkranke – Online-Gruppenstunden
Blaues Kreuz
Menschen aus der Sucht helfen und sie auf dem Weg in einen Alltag ohne Suchtmittel begleiten – das ist das Ziel des Ortsvereins Eilshausen des Blauen Kreuzes Deutschland.
2019 kamen regelmäßig 40 bis 55 Teilnehmer zu den Freitagstreffen von19.30 bis 21.30 Uhr in die Meierstrasse 18.
Corona bedingt durften im vergangenen Jahr zwischen erstem und zweitem Lockdown jeweils nur 30 Leute kommen.
Allein 2020 hätten sich aber 24 neue Gruppenbesucher gemeldet. „Vor allem zu ihnen versuchen wir, den Kontakt aufrecht zu erhalten“, sagt Nolting. Der Bedarf ist enorm. Beim Blaukreuz treffen sich Mitglieder, Helfer, Hilfesuchende und Interessierte.
Aktuell werden nur Online-Gruppenstunden
angeboten.
Ansprechpartner sind Dieter Nolting, Tel.0172/5269332,
und Hermann Hägerbäumer,
Tel. 05223/1805306;
Infos auch im Netz:
Jeder kann sprechen, muss aber nicht
Hiddenhausen (HK). „Wir könnten, wenn wir uns auf den Gesetzestext berufen, im Sinne der Daseinsvorsorge Treffen anbieten.
Aber wir tun es nicht. Corona bedingt. Schließlich sind viele Menschen aus unserer Gruppe schon älter und zählen zur Risikogruppe“, sagt der Hiddenhauser Dieter Nolting.
Aber er weiß auch: „Die Treffen der Blaukreuz-Gruppe sind so wichtig. Und wer Bedarf hat, sollte auf jeden Fall anrufen.“ Ein Gespräch helfe immer – auch am Telefon. Dieter Nolting ist Mitte 40 als er feststellt, dass ohne Alkohol nichts mehr geht. „Wie das angefangen hat, ist heute schwer nachzuvollziehen.“
Er erlebt eine unauffällige Jugend, der Vaterging sonntags zum Frühschoppen, er selbst trank gern mit Freunden auf Dorffesten. Mehr nicht. Irgendwann, er war schon Ingenieur, griff er zum Feierabend-Bierchen. Immer öfter, dann jeden Abend. „Ich brauchte das um runterzukommen ,den Druck zu verarbeiten“ ,erzählt der 63-Jährige heute. Der Konsum am Abend wurde stärker. Das Aufstehen am Morgen danach sei nicht schön gewesen. „So habe ich abends wieder aufgefüllt.“ Irgendwann habe er angefangen, auch tagsüber zu trinken.
»Am Ende habe ich den Alkohol gebraucht.« Dieter Nolting Mitglied Blaukreuz Eilshausen
Der Kreislauf begann. Dieter Nolting hatte Sorge, Fehler zu machen, der Druck wurde größer. Privater Stress tat sein Übriges. Alles zu viel.
Der Alkohol holte ihn wieder runter. Über viele Jahre habe sich das hochgeschaukelt, „Am Ende habe ich den Alkohol gebraucht“.
Er sei abends ruhiger geworden, konnte gut schlafen. „Die letzten fünf bis zehn Jahre war ich ein so genannter Spiegeltrinker. Ich brauchte über den Tag einen gewissen Alkohol-Spiegel, um den Alltagbewältigen zu können,“ erinnert sich Nolting. An das erste Mal, als er morgens zum Alkohol greifen musste, erinnert er sich noch gut. Er hatte ein heftiges Zittern, als er die Kaffeetasse hochnahm.
Er stand auf, ging in den Keller, trank. Und eine halbe Stunde später „war alles gut“.
Überall im Haus hatte er Alkohol versteckt „Und ich habe tatsächlich geglaubt, meine Frau merkt das nicht.“ Gesagt habe sie nie etwas.
Dieter Nolting hat ausschließlich Bier und Sherry getrunken. Alles andere sei ihm zu scharf gewesen. Betrunken habe er sich nie gefühlt. „Ich habe immer funktioniert.“
2012 machte sein Körper nicht mehr mit. Während eines Urlaubs brach er zusammen, musste ins Krankenhaus.
„Ich begann eine ambulante Therapie bei der Diakonie und ging zum Blaukreuz. Aber das war nur ein Alibi“, gibt Nolting zu. Er sei einfach kopfmäßig noch nicht so weit gewesen. Während der Therapie trank er weiter, „es ging rapide bergab mit mir“.
Ende 2012 bracher vollends zusammen. Am Ende musste er ja auch seinem Chef seine Situation beichten. Der reagierte damit, dass er Nolting unterstützte und ihn Anfang Januar2013 zu seinem Gespräch zur Diakonie begleitete.
„Am 29. Januar 2013 habe ich meinen letzten Tropfen getrunken. An diesem Tag hat mich mein Sohn nach Georgsmarienhütte gebracht“, erzählt der Hiddenhauser. 1,6 Promille habe er am Morgen bei seiner Aufnahmeuntersuchung noch im Blut gehabt.
Die Entgiftung begann an diesem Tag. „Die ersten drei Tage waren richtig hart“, erinnert er sich.
Nach zehn Tagen folgte die sechswöchige stationäre Therapie. Anfangs begleitet von dem Gedanken: „Wie wollen die das Schaffen, dass ich vom Alkohol wegkomme.“ Nach drei Wochen hatte sich der Schalter umgelegt.
Und nach seinem Klinikaufenthalt durfte er gleich wieder arbeiten. „Der strukturierte Alltag hat mir sehr geholfen“, weiß Nolting. Was ihn doch überrascht hat: Alle Kollegen haben gewusst, dass er getrunken hat. Und nun unterstützten sie ihn.
Seit Dieter Nolting trocken ist, fühlt er sich frei. „Das Verstecken hat ein Ende.“ Sein Umfeld weiß Bescheid.
Wichtig für Nolting sind die regelmäßigen Treffen am Freitag beim Blaukreuz.
Seit 2013 habe er, außer wenn er im Urlaub war, kein Treffen versäumt. Inzwischen hat er seine Suchtproblematik aufgearbeitet, hat einen Lehrgang zum ehrenamtlichen Suchthelfer absolviert und agiert beim Blaukreuz als ehrenamtlicher Mitarbeiter.
Er fühlt sich wohl in der Gruppe, Freundschaften seien hier schon entstanden. Wer ein Tief oder eine Krise habe, werde aufgefangen.
Jeder könne sprechen, müsse aber nicht.
Herforder Kreisblatt - 10. Februar 2021 - Karin Koteras-Pietsch
Foto: alex-geerts/unsplash.com
Jetzt lesen
Jetzt lesen "Ich sammle Farben für den Winter" - Corona-November mit Frederick:
Vor kurzer Zeit stieß Blaukreuz-Referentin Andrea Schmidt auf die Geschichte von Frederick, der Maus, die beginnt, Sonnenstrahlen, Farben und Wörter zu sammeln. Die Geschichte ließ sie nicht mehr los und sie begann, ihre Gedanken aufzuschreiben.
Entstanden ist ein Mutmachtext - gerade für spezielle Zeiten wie diese -, den wir dir wärmstens ans Herz legen. Nimm dir doch zehn Minuten Zeit, mach dir eine Tasse Kaffee und lass dich ermutigen für die kommende Zeit. Jetzt lesen "Ich sammle Farben für den Winter" - Corona-November mit Frederick:

Seminarfreizeit 2020
Seminarfreizeit des Blauen Kreuzes - OV Eilshausen
Die Seminarfreizeit fand vom 16. – 23. Juli 2020 im EC-Gästehaus in Woltersdorf bei Berlin statt.
Am 16. Juli machten sich 31 Personen auf den Weg nach Woltersdorf bei Berlin. Die spannende Frage beschäftigte alle Teilnehmer, wie so eine Freizeit mit all den Einschränkungen durch Corona gelingen könnte.
Doch die EC-Bildungsstätte hatte ein schlüssiges Hygiene-Konzept entwickelt und die AHA-Regeln (Abstand halten, Hände waschen, achtsam Mund-Nasen-Schutz tragen) wurden von allen Teilnehmern als verbindlich angenommen.
Der Blaukreuzreferent, Mathias Kohlstedt, aus Mecklenburg, entfaltete in interessanter Weise durch anschauliche Vorträge das Freizeitthema: "Befreit leben lernen". Die Impulse aus den Referaten wurden danach zur Grundlage für die Kleingruppengespräche.
Die Nachmittage wurden genutzt, um Sehenswürdig- keiten und Museen zu besichtigen oder bei einer Schifffahrt die Seelandschaft zu erkunden.
So besuchten 15 Personen das Mauermuseum am Check-Point Charlie, dem früheren Ausländerübergang in Berlin. Andere Teilnehmer machten eine City-Tour mit dem Schiff auf der Spree durch das Regierungsviertel in Berlin. Wieder eine andere Gruppe besichtigte das alte Schiffshebewerk in Niederfinow bei Eberswalde.
Da der Ort Woltersdorf wunderschön zwischen Seen und Wäldern liegt, machten sich unterschiedliche Wandergruppen auf den Weg. Andere besuchten Cafe`s oder Eisdielen, um Ihre freie Zeit so zu genießen.
Seminarfreizeit - Fotos (zum Vergrößern, Foto anklicken)
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120. Jubiläum
am Sonntag, dem 29. September 2019
" Blaues Kreuz - befreit leben lernen "

Unter diesem Motto feierte das Blaue Kreuz Eilshausen am Sonntag, den 29.09.2019 das 120. Jubiläum des Ortsvereins.
Menschen aus der Sucht helfen und sie auf dem Weg in einen Alltag ohne Alkohol zu begleiten - das ist das Ziel des Ortsvereins Eilshausen des Blauen Kreuzes Deutschland.
Der älteste Verein in Eilshausen wurde 1899 gegründet und hat aktuell
108 Mitglieder.
Der Verein zählt zu Beginn 36 Mitglieder, 20 von ihnen sind Betroffene.
Anfangs treffen sich die Gruppen in der Brandhorster Schule.
1907 baut der Verein in Eigenleistung sein erstes kleines Vereinshaus in der Schulstraße.
Der Zuspruch war aber so groß, das der Verein vor 90 Jahren das heutige Vereinshaus an der Meierstraße 18 baute.
Die Festveranstaltung begann mit einem gemeinsamen Gottesdienst in der
ev. Kirche in Eilshausen mit der Pfarrerin Renata Pense.
Im Gottesdienst wurde von Mitgliedern des Blauen Kreuzes das Anspiel
"Die Hochzeit und der Alkohol" aufgeführt.
Der Gottesdienst endete mit dem gemeinsamen Abendmahl.
Im Anschluss wurde im Vereinshaus Kaffee und Gebäck angeboten, bevor zu Mittag eine leckere Gulaschsuppe serviert wurde.
Die Festversammlung begann um 14:00 Uhr im ev. Gemeindehaus Eilshausen.
Die Versammlung wurde durch den Vereinsvorsitzenden,
Hermann Hägerbäumer, mit der Begrüßung der Gäste eröffnet.
Nach einem gemeinsamen Lied, "Wie das Licht nach der Nacht" , begleitet durch die Musikgruppe „Kirchenleer“ , folgten die Grußworte des Bürgermeisters der Gemeinde Hiddenhausen, Herrn Ullrich Rolfsmeier und des Pastors der Stephanus-Gemeinde, Herrn Kai-Uwe Spanhöfer.
Es folgt die erste Gesprächsrunde mit Vereinsvertreter /innen aus Eilshausen. Sie wurden von Hermann Hägerbäumer dazu befragt, wie sie das Blaue Kreuz in Eilshausen erlebt haben und heute erleben.
Die zweite Gesprächsrunde führte Dietmar Flömer mit den anwesenden Bundes- und Kommunalpolitikern. Dabei ging es um das Thema Sucht in der Gesellschaft. Wie kann die Politik den bei der Suchtprävention und der Behandlung der Suchtkrankheit unterstützend helfen.
Die dritte Gesprächsrunde führte wieder Hermann Hägerbäumer mit Mitgliedern des Ortsvereins. Dabei ging es darum, wie Betroffene und Angehörige ihr befreites Leben nach der Sucht bestreiten.
Die Festansprache wurde durch Jürgen Paschke,
u.a. Landesvorsitzender des Blau Kreuz Landesverbandes Niedersachsen zu dem Thema "Befreit leben lernen" gehalten.
Er ging darin auf die drei Fallen, -sei stark, sei perfekt, mach es allen recht- ,
auf dem Weg zu einem befreiten Leben ein.
Um 16:15 Uhr dankte Hermann Hägerbäumer allen Mitwirkenden an der Feier für ihren Einsatz, den Besuchern für die Aufmerksamkeit und lud dann zum gemeinsamen Kaffee trinken ein.



Fotogalerie

"Beeindruckende Arbeit"
Blaues Kreuz Eilshausen feierte sein 120-jähriges Bestehen
HIDDENHAUSEN — Alkoholismus betrifft nicht nur den Alkoholkranken, sondern auch seine Familie. Im Jubiläumsgottesdienst aus Anlass des 120-jährigen Bestehens des Blauen Kreuzes in Eilshausen wurde dies im Anspiel deutlich: Wenn der Ehepartner nicht unterstützt, kann auch der trockene Alkoholiker einen Rückfall erleiden. „Beide scheitern hier, jeder für sich“, kommentierte Pfarrerin Renate Pense das Spiel in ihrer Predigt in der Kirche in Eilshausen.
Pense, die in ihrer Begrüßung der Festgäste „von nah und fern“ die „beeindruckende Arbeit“ des Blauen Kreuzes würdigte, durch das viele Menschen Unterstützung, Hilfe und Wegbegleitung erfahren hätten, sprach in ihrer Predigt über den Traum Jakobs von der Himmelsleiter aus dem 1. Buch Mose von Erschöpfung, Trauer, Einsamkeit und Verzweiflung, die Jakob hier wie viele andere Menschen erlebe, aber auch von der Kraft Gottes, die in diesem Traum durch die Engel symbolisiert werde. „Neu anfangen ist jederzeit möglich. Auch wenn wir am Boden liegen: Wir dürfen hoffen.“ Gott verspreche Jakob und niemand anders ein sorgenfreies Leben, aber sage ihm und allen anderen zu: „Egal, was du erleben wirst – ich bin bei dir.“
Nach einem Mittagessen im Blau-Kreuz-Haus trafen sich die Eilshauser Blau-Kreuzler mit ihren Gästen im evangelischen Gemeindehaus an der Erdbrügge zur Jubiläumsfeier unter dem Motto „Befreit Leben lernen“. Vorsitzender Hermann Hägerbäumer skizzierte in seiner Begrüßungsrede die Prinzipien der Arbeit: das Bemühen um „Trockenheit“, also den Verzicht auf Alkohol, die Bewältigung der durch die Sucht entstandenen Probleme und den Aufbau neuer Verhaltensweisen, um ohne Suchtmittel zu leben.
Die konkrete Arbeit des Blauen Kreuzes in Eilshausen belegte Hägerbäumer mit Zahlen: Von den 156 Teilnehmern an den Angeboten des Vereins seien drei Viertel (trockene) Suchtkranke und Angehörige und ein Viertel Personen ohne Suchtprobleme, die aus Solidarität mitarbeiten. „Die 71 suchtkranken Männer und Frauen und ihre 41 Angehörigen haben zusammen 1393 Jahre abstinent gelebt“, sagte Hägerbäumer und fügte hinzu: Wenn das kein Hoffnungssignal in unsere Gesellschaft ist, um sich aufzumachen und Hilfe zu suchen, dann weiß ich nicht, was noch mehr überzeugen kann.“
Unterstrichen wurden seine Aussagen im Talk mit fünf Blau-Kreuz-Mitgliedern, die erzählten, wie sie oder ihre Angehörigen im Blauen Kreuz von Alkoholikern zu aktiven Mitarbeitern wurden. „Man lernt, sich selbst zu helfen, um dann anderen zu helfen“, sagten sie über die ehrenamtlich geleistete Arbeit.
Dank für diese Arbeit und gute Wünsche überbrachten Hiddenhausens Bürgermeister Ulrich Rolfsmeier und Pfarrer Kai-Uwe Spanhofer als Vertreter der Stephanus-Kirchengemeinde. „Seit 4 Generationen sind Sie in Eilshausen tätig – und die Basis ist der christliche Glaube“, würdigte letzterer die Blau-Kreuz-Arbeit. Es sei gut, dass bei diesem Fest eine Arbeit, die sonst im Verborgenen geschehe, öffentlich gemacht wurde.
Als weitere Gäste waren die Bundestagsabgeordneten Frank Schäffler (FDP) und Stephan Schwartze (SPD) gekommen. Anstelle von Grußworten stellten sie sich, sowie Ratsmitglieder aus Hiddenhausen und Vertreter anderer Eilshauser Vereine in kurzen Talk-Runden den Fragen von Hägerbäumer und Vorstandsmitglied Dietmar Flömer.
Schwartze sprach von der „vertrauensvollen Atmosphäre“ bei den Gruppenabenden, Schäffler betonte die Wichtigkeit der ehrenamtlichen Arbeit für die Gesellschaft. „Im Blauen Kreuz wird man angenommen wie man ist“, sagte Ratsmitglied Bernhard Weil, der auch hauptberuflich als Mitarbeiter in der Beratungsstelle des Diakonischen Werks Herford enge Kontakte zu der Selbsthilfe-Organisation hat.
Perspektiven für ein befreites Leben skizzierte Jürgen Paschke im Festvortrag. Paschke, der über die Alkoholkrankheit des Vaters vor Jahrzehnten zum Blauen Kreuz kam und lange haupt- und ehrenamtlich dort aktiv war, unter anderem auch im Bundesvorstand, beschrieb Prinzipien lebenslangen Lernens, die nötig seien, um einen „trockenen“ Rückfall zu vermeiden.
Besonders warnte er vor drei problematischen Sichtweisen und Lebensstrategien: „Ein Rückfall droht, wenn ich immer auf meine eigene Stärke vertraue und Furcht davor habe, Gefühle zu zeigen“. Die größte Stärke sei vielmehr, zu seinen Schwächen zu stehen und um Unterstützung zu bitten.
Genauso problematisch sei es, wenn man es allen recht machen wolle oder wenn stets Perfektion anstrebe. „Wertbewusst und hoffnungsvoll“ könne man leben, wenn man vielmehr auf „Gottes Kraft, Gottes Ja und und Gottes Herz“ vertraue. „Erlaube dir eine Schwäche für Gottes Kraft“, sagte Paschke. hö
Unsere Kirche, Kirchenkreis Herford : Ausgabe 42 / 2019 - 12.Oktober 2019

Talkrunde mit Gästen aus der Politik :
Dietmar Flömer (links) befragte (v.l.n.r) die Bundestagsabgeordneten Frank Schäffler und Stephan Schwarze sowie die Lokalpolitiker
Jörg Düning-Gast, Bernhard Weil, Andreas Hüffmeier und Marcus Söhnchen.
Für ein Leben ohne Alkohol
Hiddenhausen (WB) 28.09.2019
von Karin Koteras-Pietsch
Menschen aus der Sucht helfen und sie auf dem Weg in einen Alltag ohne Alkohol begleiten – das ist das Ziel des Ortsvereins Eilshausen des Blauen Kreuzes Deutschland. An diesem Sonntag feiert der Ortsverein sein 120-jähriges Bestehen.
Zwei Pfarrer in der Schweiz wagen es 1877, die Menschen um völlige Abstinenz zu bitten. 27 Menschen gehen damals ein Alkohol-Enthaltsamkeits-Versprechen ein. »Alkoholsucht ist eine Krankheit, die im Körper steckt. Einfach weniger trinken, geht nicht. Wenn ein abstinenter Alkoholiker einen Schluck trinkt, ist er wieder voll drin«, sagt Hermann Hägerbäumer (75), Vorsitzender des Eilshauser Vereins.

Blau steht für Treue
Diese Erkenntnis gilt damals wie heute. 1883 erhält die Bewegung in Anlehnung an das Rote Kreuz den Namen Blaues Kreuz. »Blau wie Treue, treu bleiben, auf Alkohol verzichten«, erklärt Hägerbäumer. 1885 bringt der Schweizer Pfarrer Arnold Bovet die Bewegung nach Deutschland. 1887 tritt Oberstleutnant a.D. Curt von Knobelsdorff (48), selbst ein Betroffener, dem Blauen Kreuz bei und wird durch seine Vortragsreisen zum Wegbereiter der Arbeit in Deutschland. Inzwischen werden alle Christen, die sich engagieren möchten, gebeten, auf Alkohol zu verzichten. »Süchtigen helfen kann nur jemand, der selbst ein Vorbild ist«, sagt Traugott Hägerbäumer (80), Bruder des Vorsitzenden.
36 Mitglieder zu Beginn
1897 wird der Blaukreuz-Verein in Herford gegründet, Menschenaus Hiddenhausen holen sich hier Rat und Hilfe. Zwei Jahre später, 1899, gründen einige junge Männer des Posaunen- und Jünglingsvereins dann den Blaukreuz-Verein in Eilshausen. Friedrich Hartmann übernimmt die Leitung. 1900 findet die erste Sitzung statt. Der Verein zählt zu Beginn 36 Mitglieder, 20 von ihnen sind Betroffene. Anfangs treffen sich die Gruppen in der Brandhorster Schule an der Bünder Straße, 1907 baut der Verein in Eigenleistung sein kleines Vereinshaus in der Schulstraße, das heute ein Wohnhaus ist. »Der Zuspruch war aber so groß, dass das Haus zu klein wurde und der Verein vor 90 Jahren sein heutiges Vereinshaus an der Meierstraße 18 baute«, erzählt Hermann Hägerbäumer.
Ältester Verein Eilshausens
Das Blaue Kreuz ist der älteste Verein in Eilshausen, aktuell zählt er 108 Mitglieder. »Anfangs waren nur CVJMler dabei, Christen, die für alle da sind«, erzählen die Hägerbäumers. Jeder habe kommen können, es sei stets um das Evangelium und um Enthaltsamkeit gegangen. »Es gab zudem Kinder- und Jugendgruppen, Gesprächskreise zu biblischen Themen oder Chöre«, erzählt Traugott Hägerbäumer, der seit vielen Jahren Daten und Beiträge des Ortsvereins sammelt.
Selbsthilfegruppe
Er und sein Bruder Hermann sind seit ihrer Kindheit über ihre Eltern und Großeltern, die bereits ehrenamtlich beim Blaukreuz mitarbeiteten, beim Blauen Kreuz dabei, Mitglied sind sie seit ihrem 16. Lebensjahr. Während Traugott Ehrenamtler in Eilshausen geblieben ist, war sein Bruder Hermann, der eine sozialtherapeutische Ausbildung hat, als hauptamtlicher Mitarbeiter in Wuppertal, Bad Salzuflen und als Jugendreferent im Verein tätig.
Vor 52 Jahren begann die Selbsthilfe-Gruppenarbeit. In die Gruppe, die sich jeden Freitag um 19.30 Uhr in der Meierstraße trifft, kommen aktuell 159 Besucher, 89 von ihnen sind Suchtkranke (Alkohol, Medikamente, Drogen), 40 Angehörige. »Insgesamt«, so hat Hermann Hägerbäumer ausgerechnet, »zählen wir bei den Suchtkranken, die zu uns kommen und nicht mehr trinken, 835 Jahre Trockenheit.« Nach einem gemeinsamen Einstieg teilen sich die Teilnehmer in kleinere Gruppen auf, die sich für intensive Gespräche in einzelne Räume zurückziehen. Zudem bietet Hägerbäumer auch therapeutische Einzelgespräche an.
Jubiläumsfeier am Sonntag
Zudem gibt es den Kreis für Glaubens- und Lebensfragen, der sich einmal im Monat trifft. Die Haus-Gesprächskreise finden nach Vereinbarung statt. Suchtkranke, die im Leben weiterkommen und sich mit biblischen Themen auseinander setzen wollen, kommen hier zusammen. Die Kindergruppe trifft sich alle zwei Wochen in Kooperation mit der Stephanus-Gemeinde an der Meierstraße oder im Gemeindehaus. »Und dann machen wir natürlich noch Sachen, die jeder andere Verein auch macht: Grillen, Ausflüge oder Seminare«, sagen die Hägerbäumers.
Die Jubiläumsfeier beginnt am Sonntag um 10 Uhr mit einem Festgottesdienst in der ev. Kirche Eilshausen. Nach einem Mittagessen startet um 14 Uhr die Festversammlung im Gemeindehaus.
Verlangen weg - ein Notfallplan bleibt
Hiddenhausen (NW) 27.09.2019
von Ilja Regier
Abstinenz: Peter Penner unterstützt Suchtkranke beim Blauen Kreuz in Eilshausen. Er selbst ist trockenen Alkoholiker, betrank sich jeden Tag mit mindestens einer Flasche Schnaps – und stand vor dem Abgrund
In der schlimmsten Phase seines Lebens trinkt Peter Penner eine Flasche Weinbrand, läuft dann zur Tankstelle, kauft sich zusätzlichen Stoff und inhaliert zwei weitere kleine Flaschen. Das reicht ihm nicht, der Durst ist größer.
Er bestellt von Zuhause ein Taxi, um erneut Nachschub an der Tankstelle zu ordern. Am nächsten Morgen ist auch diese Flasche leer.

Penner hat sich somit mehr als zwei Liter Schnaps in einer Nacht eingeflößt. Mit ihm geht's bergab, er ist körperlich und psychisch abhängig - und muss die Reißleine ziehen. Das gelingt ihm, aber mit vielen Mühen. Inzwischen er seit 20 Jahren trocken und hilft anderen Menschen bei dem Weg, die Sucht zu bezwingen.
"In meinem Kopf war ein Schalter defekt", blickt der 52-Jährige zurück. Eine Kette von Ereignissen führt dazu, dass er mit dem Trinken beginnt. Mit Ende 20 verliebt er sich unglücklich und hat Differenzen mit der Familie. Hinzu kommt, dass ihn ein wegen Drogen geistig verwirrter Freund beinahe totprügelt. In dieser Zeit konsumiert Penner nach dem Feierabend bereits eine Flasche Weinbrand und geht, als ob nichts gewesen wäre, am nächsten Tag zur Arbeit, wo er als Handwerker tätig ist. "Der Alkohol hat meinen Schmerz gelindert", sagt er.
Wegen einer Handoperation wird er krankgeschrieben, bis ihm die Krankenkasse Druck macht, da die Wunde nicht verheilt und er nicht arbeiten gehen kann. Nun trinkt er schon zum Frühstück eine Flasche Wodka. Er stöpselt das Telefon aus, verkriecht sich und hört bereits Stimmen, bis ihm bewusst wird, dass er sein Leben verliert. Nur: Wie kommt er jetzt von dem Stoff los?
Penner sieht ein, dass er Hilfe benötigt. Im Gegensatz zu vielen anderen Suchtkranken geht er offen und ohne Hemmungen mit der Situation um. Sein Glück ist, dass der damalige Arbeitgeber ihn unterstützt. Der Chef verspricht, ihn wieder einzustellen, wenn er die Sucht nach einer Therapie besiegt. Über eine Drogenbeauftragte landet er beim Blauen Kreuz an der Meierstraße in Eilshausen, einer gemeinnützigen Organisation, die suchtkranke Menschen und ihre Angehörige zum Beispiel in Selbsthilfegruppen an jedem Freitag unterstützt. "Als Russlanddeutscher bin ich von den Einheimischen sofort aufgenommen worden", erinnert sich Penner. "Du bist hier richtig", stellt er fest. Die Treffen manifestieren sich für ihn zum wichtigsten Termin in der Woche.
Mit zwei Therapien beginnt anschließend die Wende in seinem Leben. "Das ist nicht einfach, sich mit dem eigenen Charakter auseinanderzusetzen und an sich zu arbeiten", stellt Penner fest. Er kommt weg von dem Stoff und trifft eine konsequente Entscheidung: Nie wieder Alkohol - keinen einzigen Schluck und Tropfen mehr: “Ich weiß nicht, was passiert, wenn ich eine Flasche Bier trinke. Dieses Experiment will ich aber auch nicht eingehen.” Wenn er heute mit der Ehefrau einkaufen geht und an den Regalen voller alkoholischer Getränke vorbeigeht, sagt er ihr scherzhaft: "Wir befinden uns gerade im Feindesgebiet." Nach wie vor besucht Penner die Freitagstreffen des Blauen Kreuzes. Dafür muss er nur die Treppe heruntergehen, da er als Hausmeister des Vereins eine Wohnung über den Räumlichkeiten bezieht. Er möchte andere unterstützen, weil er selbst wertvolle Hilfe erhielt.
Ein Verlangen hat Penner inzwischen nicht mehr, obwohl ihm bei stressigen Situationen bei der Arbeit schon der Gedanke nach einem Glas kam. "Das hat mich ein paar Tage beschäftigt und deswegen habe ich mit Freunden darüber gesprochen, was mir half." Penner weiß aber, dass es keine hundertprozentige Garantie für seine Abstinenz geben kann. Falls die Sucht wieder Besitz von ihm ergreift, weiß die Frau Bescheid. Beide stellten einen Notfallplan auf, der vorsieht, die Geschwister und Freunde bei einem Rückfall zu informieren. Dass er ein trockener Alkoholiker ist, verheimlicht er nicht.
Bei dem Kampf gegen die Sucht fand Penner auch den Glauben zu Gott mit Hilfe des Blauen Kreuzes zurück. Aufgewachsen ist er in Kasachstan in einer christlichen Familie, als er dann rebelliert und mit dem Kiffen anfängt. In der Sowjetunion macht er bereits schlechte Erfahrungen mit Alkohol und vergiftet sich am Wodka. Die Familie siedelt mit ihm als 23-Jährigen nach Deutschland über, wo er nahezu keinen Kontakt zum Alkohol hat, bis er in die Falle tappt. Inzwischen ist der 52-Jährige Mitglied der Freikirche in Herford und arbeitet ehrenamtlich in der JVA Herford. Dort ist er ein Teil der Freizeitgruppe „Arche“, die jugendlichen Straftätern den Glauben als Alternative zur kriminellen Karriere vermitteln will.
Der 52-Jährige betont, dass der Alkoholismus jeden aus der Gesellschaft treffen kann. Auch die Familienmitglieder leiden als Co-Abhängige. Ihm kommt es vor, dass viele bei Alkoholikern automatisch an verwahrloste Obdachlose denken. "Das ist falsch, auch Vorstandsmitglieder und Firmeninhaber werden süchtig." Außerdem hat er festgestellt, dass in Deutschland hinter der Fassade und viel heimlicher getrunken werde als in Russland.
Wie es das Schicksal wollte, arbeitet er inzwischen neben dem Job als Hausmeister des Blauen Kreuzes in Teilzeit in einem Pflegeheim, wo Menschen mit Korsakow-Syndrom leben. Sie haben eine Art Demenz, die der starke Alkoholkonsum auslöste. "Mit meiner Vergangenheit kann ich sie besser verstehen", sagt Penner.
Seminarfreizeit 2019
Seminarfreizeit des Blauen Kreuzes - OV Eilshausen
Die Seminarfreizeit fand vom 24. – 31.08.2019 in der Sonnenhütte auf der Insel Baltrum statt.
Seminarfreizeit - Fotos (zum Vergrößern, Foto anklicken)
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Gesundheitstage
Im Rahmen der Gesundheitswoche
"Weniger ist mehr - immer noch aktuell"

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Am 23.05.2019 im KIZ - Diakonische Stiftung Wittekindshof
Im Rahmen der Gesundheitswoche „Weniger ist mehr – immer noch aktuell“ waren wir vom Ortsverein Eilshausen auf dem Gesundheitstag im KIZ in
Bad Oeynhausen mit unserem Infostand vertreten.
Zuvor waren wir am 16.05. in der Stadtverwaltung Bad Oeynhausen und am 20.05. in der Volksbank Bad Oeynhausen auch auf den Gesundheitstagen präsent.


GEMEINSAM ECHT SEIN!
„Gemeinsam echt sein“lautet das Jahresthema des Blauen Kreuzes für das Jahr 2019. In diesen drei Wörtern stecken wichtige Botschaften. Wir als Blaues Kreuz möchten GEMEINSAM (Mitglieder, Freunde, haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitende) von Sucht betroffenen Menschen helfen, einen Weg aus der Sucht herauszufinden. Gefährdete Menschen möchten wir aufklären und ihnen Wege aufzeigen, wie sie ihr Leben wieder in den Griff bekommen. Suchtprävention ist uns ein großes Anliegen. Ganz besonders am Herzen liegen uns auch die Angehörigen, die genauso Hilfe benötigen und nicht vergessen werden dürfen.

ECHT zu SEIN – in unserer Arbeit als auch privat – ist uns als Blaues Kreuz sehr wichtig. Authentisch möchten wir unsere Arbeit verrichten und für hilfesuchende Menschen da sein. In unseren Einrichtungen, Gruppen und Vereinen soll sich dies widerspiegeln. Mit ECHT SEIN meinen wir nicht nur, mögliche Masken in der Beziehung zu Menschen abzulegen, sondern auch vor Gott echt zu sein und ehrliche Beziehungen befreit zu leben. Gott kennt jeden Menschen mit seinen Stärken und Schwächen, seinen Süchten und Herausforderungen. Masken sind hier nicht nötig.
In diesem Jahr möchten wir uns vielfältigen Fragen widmen:
-
Wie können wir echt sein als Mensch, als Suchtkranke, Angehörige und Mitarbeitende?
-
Wie können wir authentisch leben, glauben und das Gruppenleben gestalten?
-
Was bedeutet es, Gemeinschaft echt zu leben und zu gestalten?
-
Wo und wann tragen wir Masken und wie können wir uns gegenseitig helfen, diese abzulegen?
-
Wie können „echter“ Glaube und eine ehrliche und gesunde Beziehung zu Gott aussehen?
Wir freuen uns, wenn Sie das Thema in Ihrer Einrichtung, Ihrem Landesverband, Ihrem Verein oder Gruppe aufnehmen und darüber ins Gespräch kommen. Auf dieser Seite in unserem Magazin möchten wir immer wieder Impulse zum Thema geben.
Lassen Sie sich anstecken: Gemeinsam echt sein!

4.000 Euro für Arbeiten am Blaukreuz-Haus
Die Gemeinde Hiddenhausen wird die Sanierungsarbeiten am Vereinshaus des Ortsvereins Eilshausen des Blauen Kreuzes in der Meierstrasse 18 mit 4.000 Euro bezuschussen.
Das hat der Schul-, Sozial-, Sport- und Kulturausschuss in seiner Sitzung am Dienstag einstimmig beschlossen.
Wie der stellvertretende Vereinsvorsitzende Erich Hempelmann den Politikern erläuterte, sei das vereinseigene Haus in der Meierstrasse in die Jahre gekommen. Im ersten Bauabschnitt seien bereits unter anderem neue Fenster eingesetzt worden, die Kosten habe der Verein übernommen.
Im zweiten Bauabschnitt, für den Gesamtkosten in Höhe von 8.800 Euro errechnet wurden, sei nun auch die Haustür fällig. Außerdem müsse ein neues Vordach errichtet werden und das Haus müsse einen neuen Anstrich bekommen.
"Wir leisten viel in der ganzen Gemeinde und haben noch nie um Hilfe gebeten" sagte Erich Hempelmann im Ausschuss. Aber nun würden die Eigenmittel nicht reichen begründete er seinen Antrag.
Mit der Entscheidung erfuhr der Verein Wertschätzung durch die Politiker. " Ihr Verein gehört zu denen, die im Stillen arbeiten, aber aus der Gemeinde nicht wegzudenken sind", sagte Andreas Hüffmann (SPD).
Die Arbeit des Vereins sei "unfassbar wichtig" ergänzte Frank Horstmeier (CDU) Westfalen Blatt 27. Sep. 2018

50 Jahrfeier
Begegnungsgruppe Eilshausen am 23.09.2017
- Von ganzem Herzen engagiert für Suchtkranke -
Das Blaue Kreuz Eilshausen feierte am Samstag, den 23.09.2017 das 50. Jubiläum der Begegnungsgruppe mit einem Festakt im ev. Gemeindehaus Eilshausen.
Seit 50 Jahren engagieren sich in der Begegnungsgruppe ehren- amtlich Männer und Frauen für Menschen mit einer Suchtproblematik. Seit 1967 bietet die Begegnungsgruppe ein Angebot für Suchtgefährdete, Suchtmittelabhängige und deren Angehörige.
Die Musikgruppe „Kirchenleer“ leitete die Veranstaltung mit einem Musikstück von Herbert Grönemeyer „ Alkohol…“ ein und begleitet dann auch die gemeinsam gesungenen Lieder.
Danach begrüßte der 1. Vorsitzende vom Blauen Kreuz Eilshausen, Hermann Hägerbäumer, die zahlreichen Gäste und eröffnete die Feier.
Nach einem gemeinsamen Lied folgten die Grußworte der stellv. Bürgermeisterin der Gemeinde Hiddenhausen, Frau Schwannecke, der Pastorin der Stephanus-Gemeinde, Frau Renate Pense und vom Heimatverein durch Christa Gante.
Es folgte ein Interview durch Heinz-Jürgen Meier mit Mitgliedern aus der Gründerzeit wie und warum es vor 50 Jahren begann. Anschließend wurden die Gründungsmitglieder für Ihre Arbeit und Treue mit einem Präsent und einem Blumenstrauß geehrt.
Darauf folgte dann das Anspiel „Vater bleibt zu Hause“ In diesem Spiel wurde die Problematik der Angehörigen eines Suchtkranken in eindrucksvoller Weise dargestellt.
Im Anschluss gaben Gruppenmitglieder in Kurzberichten Einblicke in Ihre Suchtgeschichte, die daraus entstandenen Probleme und der erfahrenen Hilfe, die Sucht zu überwinden.
Der Bundessekretär des Blauen Kreuzes in Deutschland, Jürgen Naundorf, erläuterte in seinem Vortrag die Arbeit des Blauen Kreuzes unter dem Thema „Mit ganzem Herzen engagiert für Suchtkranke“
Hermann Hägerbäumer stellte dann die vernetzte Arbeit der Selbsthilfegruppe im Kreis Herford vor.
Um 12:30 Uhr dankte er allen Mitwirkenden an der Feier für ihren Einsatz, den Besuchern für die Aufmerksamkeit und lud dann zum gemeinsamen Imbiss ein.




Fotogalerie
KEHRTWENDE INS LEBEN

MIT LYRISCHEN TEXTEN, SOGENANNTEN "REVERSE POEMS", MÖCHTEN WIR VON SUCHT BETROFFENE MENSCHEN ERMUTIGEN, DIE KEHRTWENDE INS LEBEN ZU WAGEN
Für einen Suchtkranken gibt es nur einen Weg: abwärts. Bis er an seinem ganz persönlichen Tiefpunkt angekommen ist. Wir möchten mit unseren vielfältigen Angeboten von Sucht betroffenen Menschen Hilfe anbieten, um dem Leben eine Kehrtwende zu geben und frei von Sucht zu werden. Das Wichtigste für einen suchtkranken Menschen ist die Selbsterkenntnis und vor allem der Perspektivwechsel – um so der vermeintlichen Ausweglosigkeit zu entkommen. Vor diesem Hintergrund hat die Münchner Agentur Serviceplan Campaign zusammen mit Serviceplan Health & Life für das Blaue Kreuz die Kampagne „Kehrtwende ins Leben“ entwickelt. Mit einer besonderen Form der Poetik, mit sogenannten Umkehrgedichten, wird in ein- und demselben Text der Leidensweg eines Suchtkranken erfasst – der Abstieg, aber auch der Neuanfang nach dem Perspektivwechsel. Von oben nach unten gelesen erzählt der Text vom Abstieg, von der Tragödie der Sucht. Von unten nach oben gelesen erzählt der gleiche Text von der Überwindung der Sucht und neuer Lebensfreude. Mit den Umkehrgedichten greift das Blaue Kreuz drei gesellschaftlich brisante Themen auf: Alkoholismus, Medikamentenabhängigkeit und Spielsucht. Die besonderen Gedichte sollen Betroffene zum Nachdenken anregen, Mut zur Umkehr machen und auf Hilfemöglichkeiten verweisen. Umgesetzt werden kann die Kampagne mit finanzieller Unterstützung der ikk-classic.
Volksdroge Nr. 1: Alkohol
Rund 1,8 Millionen Deutsche sind alkoholabhängig und etwa 9,5 Millionen Menschen in Deutschland trinken zu viel Alkohol. 74.000 Menschen sterben jährlich allein in Deutschland an den Folgen von Alkoholmissbrauch. Einer der 1,8 Mio. Menschen ist Silvio Griesert, der nach seiner Therapie 2009 von der Blaukreuz-Selbsthilfegruppe in Radevormwald (NRW) aufgefangen wurde: „Ich habe mich dort sehr schnell wohlgefühlt und gemerkt, wie wichtig die Gruppe für mich und mein trockenes Leben ist. Die Kehrtwende und der Ausstieg aus dem Suchtkreislauf gelangen. Ich wollte mich ganz in die Gruppe einbringen, also meldete ich mich für das Suchtkrankenhelferseminar an, das über einen Zeitraum von zwei Jahren läuft. Dies war für mich eine Fortsetzung der Therapie, bei der ich noch mehr über mich selbst lernte. Als ausgebildeter Suchtkrankenhelfer bin ich inzwischen selbst Ansprechpartner im Betrieb, in dem ich arbeite, und leite in Radevormwald eine Selbsthilfegruppe des Blauen Kreuzes.“
Sucht nach dem Kick: Glücksspiel
Das Bundesministerium für Gesundheit schätzt die Zahl der Menschen mit problematischem oder krankhaftem Glücksspielverhalten in Deutschland auf 500.000. Diese Zahl bezieht sich auf die Altersgruppe der 16- bis 65-Jährigen. Bei Spielsucht ist allerdings von einer hohen Dunkelziffer auszugehen: Betroffene werden meist erst dann erfasst, wenn sie Hilfe suchen. Einer, der Spielsucht am eigenen Leib erlebt hat, ist Paul Wenzel, der insgesamt 35 Jahre lang spielsüchtig war. Er sagt: „Eine Kehrtwende kam für mich erst in Frage, als alles weg war: Frau, Auto, Führerschein, Kind. Ich wusste, wenn ich so weitermache, dann brauche ich nicht mehr lange und schlafe unter einer Brücke. Das war ausschlaggebend dafür, mich beim Blauen Kreuz zu melden.“ Im Jahr 2013 hat Paul Wenzel in Hagen (NRW) eine Selbsthilfegruppe für Spielsüchtige ins Leben gerufen und hilft nun selbst anderen Menschen, sich ihrer Sucht zu stellen und befreit leben zu lernen.
Die heimliche Sucht: Medikamente
Schätzungen zufolge sind rund 1,9 Millionen Menschen in Deutschland von Medikamentenmissbrauch oder einer Medikamentenabhängigkeit (Tablettensucht) betroffen. Zwei Drittel aller Medikamentenabhängigen sind Frauen. Frauen versuchen häufiger, ihre Belastungen im Alltag mit Hilfe von Medikamenten zu bewältigen. Ihr Anspruch, ihren Alltag trotz Beschwerden weiterhin zu bewältigen, kann in einem Teufelskreis münden. Andrea Bohrmann-Schneider musste einen langen Weg gehen, bis sie ihrem Suchtmittel „Medikamente“ den Rücken kehren konnte. Viele schmerzhafte Entscheidungen waren notwendig, um die Kurve zu bekommen. Heute kann sie frei über ihre Sucht sprechen: „Ich weiß, dass sich der Weg aus der Sucht immer lohnt. Kapitulation ist oft der erste Schritt zu neuen Lösungen. Ich habe in den letzten Jahren viele neue Entscheidungen getroffen. Suchtmittelfrei durchs Leben zu gehen war die wichtigste davon. Mit klarem Kopf kann ich viel mehr von mir an andere weitergeben.“
Die drei Umkehrgedichte stellen wir in Form von Plakaten und Motiven für den Druck auf Roll-Ups unseren Vereinen, Gruppen und Einrichtungen zur Verfügung, um damit deutschlandweit auf die Arbeit des Blauen Kreuzes aufmerksam zu machen und Betroffenen Mut zu schenken.
Weitere Infos zur Kampagne „Kehrtwende ins Leben“ mit allen drei Umkehrgedichten sowie den Lebensgeschichten von Silvio Griesert, Paul Wenzel und Andrea Bohrmann-Schneider finden Sie auf https://www.blaues-kreuz.de/de/projekte-und-veranstaltungen/kampagnen/kehrtwende-ins-leben/.
BEFREIT LEBEN LERNEN - GEMEINSAM ECHT STARK!

Nach aktuellen Schätzungen gibt es zwischen 1,3 und 2,5 Mio. alkoholabhängige Menschen in Deutschland, davon 30 Prozent Frauen. Auf jeden Alkoholkranken kommen ungefähr 4-5 Angehörige, die unter den Folgen der Sucht leiden. Das Blaue Kreuz in Deutschland möchte die Angehörigen von Suchtkranken mehr in den Fokus rücken und stellt deshalb das Thema „befreit leben lernen – Gemeinsam echt stark!“ über das Jahr 2018.
Wer eine Sucht entwickelt, hat sich häufig bereits in vielen Bereichen seines Erlebens und Verhaltens verändert, bevor bei einer medizinischen Untersuchung auf der körperlichen Ebene krankhafte Befunde festgestellt werden können. Das stellen am ehesten Angehörige und Freunde fest. Viele Ehepartner sagen z. B.: „Das ist nicht mehr der Mensch, den ich einmal geheiratet habe.“ Was für den Suchtkranken das Suchtmittel bedeutet, ist für Angehörige der suchtkranke Partner oder die Partnerin: Irgendwann dreht sich ihr ganzes Denken, Fühlen und Handeln um den suchtkranken Menschen. Die Abhängigkeit verändert auch das Leben der Familienangehörigen, Partner und Freunde.
Kinder sind besonders betroffen, denn sie sind dem veränderten Verhalten ihrer Mutter oder ihres Vaters hilflos ausgeliefert.
Außerdem glauben sie oft, an den Problemen der Eltern schuld zu sein. Sie schämen sich und versuchen mit allen Mitteln zu verhindern, dass andere Menschen sehen können, was in ihrer Familie vor sich geht. Die meisten erwachsenen Kinder von Suchtkranken tragen die Erfahrungen in ihrem Elternhaus ein Leben lang mit sich herum: Sie haben Probleme mit dem Selbstwertgefühl, Schwierigkeiten mit Veränderungen, neigen zu komplizierten Beziehungen und sind selbst erheblich suchtgefährdet.
Reinhard Jahn, Bundesgeschäftsführer des Blauen Kreuzes in Deutschland: „Angehörige leiden häufig mehr unter der Sucht als der Suchtkranke selbst. Sie sind meist zuerst bereit, Hilfe zu suchen und anzunehmen. Das verändert sowohl das Leben der Angehörigen als auch der Suchtkranken. Gemeinsam sind sie stark und können die Sucht überwinden.“
Angehörige von Suchtkranken benötigen zum einen unsere Hilfe, Unterstützung und unsere Aufmerksamkeit, damit auch sie befreit leben lernen können. Zum anderen können Suchtkranke durch eine geeignete Begleitung Angehöriger bzw. des nahen sozialen Umfeld in ihrem Abstinenzwillen enorm unterstützt werden. Diese Ressourcen gemeinsamen Redens und Handelns Suchtkranker und Angehöriger sollen stärker in den Fokus der Sucht-Selbsthilfe genommen und ganz praktisch genutzt werden. Auch sollen Fragen nach einer geeigneten Zusammenarbeit in der Sucht-Selbsthilfe zwischen suchtkranken und angehörigen Helfern sowie den Akteuren der beruflichen Suchthilfe gestellt und gemeinsam beantwortet werden. Befreit leben lernen – Gemeinsam echt stark!
Blaues Kreuz in Deutschland e. V.
Das Blaue Kreuz in Deutschland unterstützt suchtgefährdete und suchtkranke Menschen sowie ihre Angehörigen. An über 400 Standorten mit über 1.100 Gruppen- und Vereinsangeboten engagieren sich ehren- und hauptamtlich Mitarbeitende vor allem für alkohol- und medikamentenabhängige Menschen. Außerdem macht sich das Blaue Kreuz stark für Suchtprävention. Es setzt sich dafür ein, die Persönlichkeit von Kindern und Jugendlichen so zu stärken, dass ein Leben ohne Abhängigkeit gelingen kann. Mit seinen fachlichen Suchthilfe-Einrichtungen bietet das Blaue Kreuz weitere Angebote, damit Menschen ihr Ziel erreichen: befreit leben lernen.
